Sebastian Zawrel hat mit seinem Schreibstil, den er auf seinem Facebook-Auftritt «Nachdenkliche Sprüche mit Bilder» verbreitet, nachhaltig die Internetsprache geprägt. Über 340 000 Nutzer folgen der Seite mittlerweile. Sogar namhafte Unternehmen haben seine Kunstsprache übernommen. Ende 2017 wird der gebürtige Amberger nun sein erstes Buch veröffentlichen und damit seine witzigen Geschichten auf die Bühnen Deutschlands bringen.

Sebastian, wie kam es zur Idee und zur Gründung der Facebook-Seite «Nachdenkliche Sprüche mit Bilder»?

Das Ganze fing vor etwa einem Jahr an. Ich lag krankgeschrieben zuhause rum und sah eines dieser kitschigen Sonnenuntergangs-Fotos mit tiefsinnigem Spruch. Aus Langeweile habe ich dann selber welche erstellt und diese mit ganz vielen Rechtschreibfehlern versehen und statt «ein oder eins» dann einfach «1» geschrieben. Anschließend teilte ich ein paar der Bilder mit meinen Facebook Freunden und die Seite war geboren.

Es war also nie geplant einen großen Trend damit zu setzen?

Null Komma null. Ich schätze, dass diese Idee der Überspitzung einfach zufällig zum richtigen Zeitpunkt kam.

Und wann kam denn dann der Zeitpunkt, an dem du gemerkt hast, dass das Ganze doch größer wird als gedacht?

Mir fällt das jede Woche wieder aufs Neue auf. Bei circa 17 000 Likes gab es schon die erste Interviewanfrage und die Seite wurde von Tag zu Tag größer. Kurz darauf erschienen Artikel in der «Vice» und im «Spiegel». Gestern hielt ich zwei Lesungen beim Puls Open Air und es gab bei beiden Terminen einen Einlassstop. Mit so einem positiven Feedback hätte ich vorher niemals gerechnet.

Wie sehr hat sich denn dein Privatleben seitdem verändert?

Eigentlich gar nicht so viel. Ich gehe meiner normalen Arbeit nach und betreibe die Pflege der Seite nebenbei. Oder auch mal heimlich während der Arbeit (lacht). Das beansprucht in etwa 30 Minuten am Tag. Zudem schreibe ich eben aktuell noch ein Buch und halte seit Februar ab und zu mal eine Lesung. Ansonsten ist alles beim Alten.

Was arbeitest du denn?

Ich arbeite als Großhandelskaufmann. Also das geht in eine ganz andere Richtung.

Du hast ja gerade schon dein Buch angesprochen, das im Herbst veröffentlicht werden soll. Wer hatte die Idee dafür?

Das hat sich irgendwie so mehr oder weniger von selbst ergeben. Ich hab schon öfter mal Kurzgeschichten gepostet und da kamen viele Mails und Kommentare, dass doch mal ein Buch super wäre. Es gab dann mehrere Verlage die mich kontaktierten und dann kam eins zum anderen.

Wirst du darin dann auch deinen Schreibstil verwenden?

Größtenteils ja. Es wird auch Geschichten geben, die in eine etwas andere Richtung gehen. Grundsätzlich bleibt der Schreibstil aber übernommen. Mittlerweile geht mir das tatsächlich fast so leicht von der Hand wie die korrekte deutsche Sprache, irgendwie beunruhigend.

Das heißt, dass du das Ganze bei deinen Lesungen dann auch so vorliest?

Genau! Ich denke, dass die Leute unter anderem deswegen zu den Lesungen kommen. Die wollen auch mal hören, wie das klingt, wenn es jemand fließend spricht (lacht).

Ist dir bewusst, dass viele Jugendliche mittlerweile deinen Schreibstil auch in ihre Sprache übernehmen?

Ja, hab ich mitbekommen. Als ich mir letztens in einem Sportheim ein Fußballspiel angeschaut habe, saßen um mich herum mehrere Jugendliche. Die haben dann tatsächlich auch so gesprochen. Für mich hat das eigentlich immer nur im Internet und eben bei meinen Lesungen stattgefunden. Das war schon irgendwie komisch.

Hast du dich denn direkt als Urheber zu erkennen gegeben?

Nein. Da hab ich mich bedeckt gehalten.

Mit steigender Popularität gab es auch immer mehr Firmen die deinen Schreibstil für Werbezwecke kopiert haben. Beispielweise die Sparkasse oder Pick Up. Wie war deine Reaktion, als du das gesehen hast?

Also einerseits hat mich das schon beeindruckt, andererseits auch ein bisschen geärgert. Nirgendwo war eine Verlinkung oder Erwähnung meiner Seite zu sehen. Klar, dass mich da keiner fragen wird, ob es okay ist die Sprache zu verwenden. Aber einen kleinen «Copyright-Hinweis» hätte ich mir schon gewünscht. Man muss dazu sagen, dass es mittlerweile Seiten gibt, die das ganze auf die Spitze treiben.

Wie zum Beispiel?

Vor allem die Seite VONG. Ich habe denen vor einiger Zeit mal geschrieben, ob sie wenigstens meine Seite als Urheber angeben können, wenn sie Sprüche eins zu eins kopieren. Daraufhin wurde ich direkt blockiert. Die machen jetzt auch gemeinsame Sache mit Phil Laude und verlinken sich gegenseitig unter den Posts. Da muss ich sagen, dass mich das wirklich sehr ärgert. Zumal der eigentliche Kern und Witz des Schreibstils komplett verändert wird.

Was hast du aktuell für Pläne für die Zukunft?

Ab Dezember bin ich für drei Monate mit meinem Buch auf Deutschland-Tour. Da ist die Vorfreude schon sehr groß. Davor gibt es noch einige Sachen zu planen. Außerdem werde ich natürlich weiterhin regelmäßig auf Facebook aktiv sein.