Surreale Formen – Gesellschaftskritik: Die Schönheit und Ausgeglichenheit des Dschungels ließ Dr. Dang Viet Nga nicht mehr los. Ihr Crazy House in Da Lat vereint Natur und Architektur auf extravagante Weise.
«Als Kind lebte ich während des Krieges einige Jahre im nordvietnamesischen Dschungel um Schutz zu suchen. Anschließend schickte uns die Regierung für drei Jahre nach China, dann nach Russland. Nach der zehnten Klasse wechselte ich auf das Architektur – Institut in Moskau. Mein Vater war Staatssekretär von Vietnam, trotzdem stand er bei meiner Entscheidung hinter mir.
Weil ich im Dschungel lebte sehe ich vieles aus einer völlig anderen Perspektive. Die gigantischen und unzählbaren Bäume, die Vielfalt an Blumen und Pflanzen, das omnipräsente Grün. Die schallenden Geräusche von wilden Tieren und Insekten.
Ich möchte die Menschen wieder näher zur Natur bringen, die Natur zu lieben und damit aufzuhören, alles zu zerstören. Ich möchte mit der Natur und den Mitmenschen im Einklang leben. Deshalb stellen die einzelnen Teile des Crazy Houses unterschiedliche natürliche Bereiche dar. Beispielsweise gibt es Bauten, die Bäumen ähneln; die Äste fungieren als Brücken und Verbindungsglieder der einzelnen Gebäude.
Die Regierung zerstörte alle meine alten Gebäude. Eines musste einem riesigen Verwaltungsgebäude Platz machen. Eine von mir entworfene Kirche musste einer Landebahn eines neu errichteten Flugplatzes weichen. Ich weiß nicht, warum sie es so lieben, alles zu zerstören.
Die Behörden dachten, mein Projekt sei nur Spaß. 1992, als das erste Gebäude fertig war, wurde ich für meine Naivität und Sturheit kritisiert. Mein Baustil passte nicht nach Da Lat. Einige Einheimische wollten es sogar abreißen lassen und drohten mir, sie würden das Haus zerstören. Ich war ihnen ein Dorn im Auge. Sie wollten sich meine Ideen, die hinter dem obskuren Gebäude stecken, nicht einmal anhören.
Viele Besucher realisieren gar nicht, dass ich in dem zentralen Gebäude im Crazy House wohne. Es gibt laute Touristen, aber auch viele, die die Gebäude in Ruhe auf sich wirken lassen. Leider gibt es auch immer wieder Einzelfälle, bei denen Besucher meine Arbeit bewusst verschmutzen.
Da Lat liegt abgelegen in den Bergen im Süden Vietnams, ist aber kein kleines Dorf. Es ist viel weniger los als in Hanoi, aber nicht ausgestorben. Zudem ist Da Lat noch natürlicher und durch die Lage hat es ein angenehmes Klima. Die Menschen hier sind sehr freundlich. Hier finde ich viel Inspiration und Ruhe, daher habe ich mich entschieden, den Rest meines Lebens hier zu verbringen.
Mein Name, Dang Viet Nga, bedeutet so viel wie „Die Prinzessin auf dem Mond“. Das ist eine Sage in Vietnam. Deshalb hieß das erste Haus Moon Villa. Allerdings kopierte ein anderes Hotel unseren Namen. Viele Besucher sagten zu Beginn oftmals „Oh, what a crazy house“. Also änderten wir den Namen.
Das Crazy House wird wohl nie vollendet sein. Wenn meine Zeit abgelaufen ist, werden meine Kinder das Crazy House fortführen; zumindest hoffe ich das.»