Delhi – aus dem Flieger. Visum geklärt, Koffer gefunden. Erstmal Wasser trinken. SIM-Karte kaufen und mit dem Taxifahrer verhandeln. Ein guter Preis? Noch sind wir uns nicht sicher. Der Verkehr gleicht einer Nahtod-Erfahrung und die erste Rik­scha-Fahrt steht noch aus.

Das AirBnB sieht gut aus. Delhi ist eine Wucht – die Preise auch. Wir bezahlen für die Mahlzeit von uns drei umgerechnet nicht einmal zehn Euro inklusive Getränke und Sides. Jetzt aber! Das erste Mal in einer Rik­scha und vom vielen Zusammenzucken während der Fahrt hat Moritz danach Rückenschmerzen. 15 Zentimeter trennen Rasmus’ Arm, der aus der Rik­scha hängt, von einem Müllwagen, der uns mit 60 Stundenkilometer überholt. Zu dritt auf einer Rückbank für zwei, mit drei Backpacks, jeweils gepackt für fünf. Ziemlich kuschelig und null gefährlich.

Der Lotustempel ist groß und schön. Architektonisch eine Leistung und höchstwahrscheinlich für Indien sehr schwer zu errichten angesichts der Umstände und Technologie. Das Internet hat auch hier gewütet und doch hat es vielen Indern ein einfacheres Leben ermöglicht. Kommunikationswege sind nun direkt und effektiv. Uber ist hier zum Beispiel überall und bevor man sich von einem Taxifahrer prellen lässt … Über 30 Stunden wach, jetzt geht’s ab ins Bett. Die Nächte sind nicht leise; doch wegen unseres Jetlag auch nicht wirklich laut. Wir schlafen wie Babys und freuen uns auf den nächsten Tag.

Das erste Mal duschen tut gut. Rucksack auf, gut drauf. Ab zur nächsten Rik­scha. Wir handeln, was das Zeug hält. Wir interviewen ein paar Menschen und fotografieren wie Verrückte. Man könnte meinen, wir sind Touris. Wir machen uns auf zum Connaught Place, dem Shopping-Distrikt in Delhi. Plötzlich sind wir im Reichenviertel. Delhi ist ein einziger Kontrast. Immer wenn man denkt, man hat es verstanden, kommt etwas Neues und man fühlt sich fremd und dumm.

Manche Menschen gehen uns tierisch auf die Nerven. Sie wollen uns etwas verkaufen, wollen wissen, wo wir herkommen und lassen nicht locker. Ganz egal wie oft man ihnen in noch so forschem Ton sagt, man sei nicht interessiert. Später sollten wir erfahren, ihre Bosse beobachten viele von ihnen. Sie müssen diese Show abziehen, wenn sie keinen Ärger wollen. Nach dieser Nachricht fühlt man sich wieder dumm. Wir essen, führen Interviews, fotografieren, gehen heim – und ins Bett. Wir verdauen und verarbeiten. Eines ist sicher: In einem Land wie Indien waren wir noch nie.

Delhi
Lotus-Tempel